Raku, Keramik zwischen Natur und Mensch

Wenn es eine keramische Technik gibt, die man mit Japan verbindet, dann ist es sicher Raku. Es wurde im 16. Jahrhundert in Japan entwickelt und bezeichnet eine spezielle Brenntechnik keramischer Massen. Der Begriff Raku meint aber nicht nur die verwendeten Grundstoffe und Glasuren zur Herstellung der Raku-Keramik, sondern den gesamten Fertigungsprozess.

Die Geschichte des Raku

Raku wurde in Kyoto von dem Dachziegelmacher Chōjirō unter der Leitung des Teezeremonie-Meisters Sen no Rikyū entwickelt. Chōjirōs Schüler Jōkei stellte später die Dachziegel für den Palast des Feldherrn und Politikers Toyotomi Hideyoshis her und bekam dadurch ein Siegel mit dem Schriftzeichen 楽 (raku) verliehen. Auf deutsche bedeutet es Freude. Jōkei nahm diese schöne Bezeichnung als Familiennamen an und verlieh der Töpferdynastie ihren Namen.

Das „westliche Raku“ verdankt seine Entstehung den Keramikern Paul Soldner und Bernard Leach, da sie die traditionelle Raku-Technik im 20. Jahrhundert zu einem eigenen Stil abwandelten.

Raku-Schale von Nani Champy-Schott

Die Technik des Raku

Beim herkömmlichen Brennverfahren vo an Keramik wird der Ofen mit den Stücken langsam hochgeheizt und die Keramiken kühlen nach dem Brand im geschlossenen Ofen allmählich ab. Raku-Keramik wird dagegen in den bereits hochgeheizten Ofen eingesetzt. Meisten wird das Gefäß davor bei ca. 700 Grad glasiert oder unglasiert geschrüht, also vorgebrannt.

In der Regel stehen die Raku-Öfen wegen der starken Rauchentwicklung, die beim Brand entsteht, im Freien. Die Gefäße werden dem Ofen bei einer durchschnittlichen Temperatur von 1000 Grad in einem Niedrigbrand noch glühend mit einer langen Zange entnommen. Danach werden sie sofort in einen Behälter mit organischem Brennstoff (Laub, Stroh, Heu etc.) luftdicht eingebettet.

Raku-Schale von Nani Champy-Schott

Raku, eine naturnahe Technik

Da dieser Prozess sehr viel Rauchentwicklung mit sich bringt, stehen Raku-Öfen meist im Freien. Hierin, wie auch in der Verwendung der organischen Brennstoffe, zeigt sich eine starke Verbundenheit zur Natur.

Die Spuren der Natur sind auch direkt auf der Keramik sichtbar, da der entstehende Rauch (Kohlenstoff), der Sauerstoffentzug sowie die im Laub enthaltenen Mineralien stark auf den Tonscherben und die Glasurfarbe einwirken. Sogar Blatt- und Grasabdrücke verewigen sich manchmal in der noch weichen Glasur.

Durch die stark reduzierende Atmosphäre in dem geschlossenen Behälter wird der noch weichen Glasur Sauerstoff entzogen und die chemische Zusammensetzung verändert sich teilweise. So wird aus Kupferoxid (grün) oder Kupfer (rot), die Glasurfarbe ändert sich also. Auch schwarzer Kohlenstoff dringt durch feinste Haarrisse (Krack) und lagert sich im Tonscherben ein. Im harmonische Wechselspiel von Technik, Mensch und Natur entsteht eine sehr organische Keramik.

Raku-Schale von Nani Champy-Schott

Raku erfordert einen besonderen Ton

Raku-Keramik ist oft relativ dickwandig, damit sie bei diesem Wechsel vom Ofen zum Behälter nicht zu viel Hitze verliert. Zur Herstellung von Raku-Waren eignen sich daher Tonsorten, die plötzlichen und heftigen Temperaturschwankungen standhalten können. Dies lässt sich dadurch erreichen, dass man den gewöhnlichen Ton mit hochgebranntem und anschließend fein vermahlenem feuerfesten Ton versetzt, also mit Schamotte, wie die Töpfer sagen.

Raku-Masse wird gewöhnlich aus einem plastischen weißen Ton und Schamotte aufbereitet. Je nach Geschmack kann die Schamotte grob- oder feinkörnig sein, sie sollte aber mindestens ein Drittel der Gesamtmasse betragen. Wenn man zu viel Schamotte hinzufügt, geht die Plastizitäat verloren.

Meist wird, vor allem in Japan, ein weißer Raku-Ton, ein weißer Tonkörper bevorzugt. Darauf werden mit dem Pinsel mehrere Engoben-Schichten aus rohem Ocker aufgetragen. So werden die ziegelroten und lachsfarbenen Töne erzielt, die oftmals Raku-Teeschalen auszeichnen. Das Weiß unter dem Rot bewirkt eine größere Leuchtkraft und lässt feinere Abschattierungen zu.

Prinzipiell schmelzen Raku-Glasuren wischen 800 °C und 1000 °C, also in einem Niedrigbrand. Die Glasuroberfläche reißt beim Abkühlen, wodurch das typische Krakelee entsteht.

Der gesamte Brennverlauf lässt sich beim Raku nur bedingt steuern, was jedes Stück zu einem Unikat macht.

Jana Hyner

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