Blaudruck: Natürlich Färben mit einer jahrhundertealten Technik

Blau, blau, blau sind alle meine Kleider. Das Kinderlied meint zwar nicht den Färbestoff Indigo, aber so traditionell dieses Lied ist, so alt ist das Färben von Stoffen mit der Indigo-Pflanze, einem organischen Pigment mit hoher Farbstärke.

Gefärbt wird der Stoff, in dem er Mal um Mal per Hand in das flüssige Indigo getaucht wird, bis ein satter Blauton erreicht ist. An der Luft oxidiert der Farbstoff dann und wird langsam blau. Nur reine Naturstoffe lassen sich mit Indigo färben, also werden für den Blaudruck ausschließlich Naturfasern wie Leinen, Baumwolle oder Seide verwendet. 

Doch bevor das Färben beginnen kann, werden die Stoffe aufwendig für das Aufdrucken der weißen Muster im blauen Grund vorbereitet. Gedruckt wird auf einer Stoffbahn, die mindestens 10 Meter Länge hat, und die in den sogenannten Papp-Kasten gegeben wird. 

Der Papp-Kasten ist eigentlich ein großes Stempelkissen. Er besteht aus einem äußeren Kasten und zwei Holzrahmen, von denen einer mit einer Folie und der andere mit Tuch bespannt ist. Im äußeren Kasten befindet sich Tapetenkleister, darauf schwimmt der Folienrahmen. In diesem wiederum liegt der Rahmen mit der Stoffbespannung, auf der zuvor der Papp gleichmäßig mit einer Bürste verteilt wurde. Durch den Tapetenkleister wird eine besonders gute Federung des „Stempelkissens“ erreicht. 

Jetzt erst kann mit dem Druck begonnen werden, dafür werden Modeln verwendet, die großen Stempeln nicht unähnlich sind. Und so wird Bahn für Bahn mit äußerster Sorgfalt mit diesen Modeln ein Muster per Hand auf den Stoff aufgebracht. Die bedruckte Bahn muss danach trocken gelagert werden, der Papp muss aushärten, je länger, desto besser, aber mindestens 10 Tage.

Der Papp besitzt mehrere Eigenschaften, die das Färben mit Indigo erst möglich machen. Da er wasserunlöslich ist, wird er beim Färben nicht abgelöst. Er ist dickflüssig genug, in den Stoff einzudringen, aber auf diesem nicht zu verlaufen. Er deckt das Muster beim Färben gut ab und löst sich in einem Wasserbad mit Schwefelsäure restlos aus dem Gewebe. 

Der Stolz und das Kapital einer Blaudruckerei aber sind die Modeln, mit denen die filigranen Muster auf den Stoff aufgebracht werden. Das ist auch bei Heidi Folprecht-Pscheida so, die ihre Blaudruck-Werkstatt seit über 30 Jahren in der Nähe von Cottbus betreibt. Viele der Modeln, die Heidi Folprecht-Pscheida nutzt, sind mehrere Jahrhunderte alt, von Generation zu Generation weiter vererbt oder weil es immer weniger Blaudruck-Werkstätten gibt, von den aufgelösten traditionellen Werkstätten aufgekauft. Heide Folprecht-Pscheida hat ihren eigenen Bestand mit Modeln aus der renommierten, aber inzwischen nicht mehr existierenden Werkstatt des Formstechers Ewald Drescher aus Pulsnitz erweitert. Auf diese Weise werden die Muster und Formen weiter am Leben erhalten. Wie schützenswert und besonders dieses Handwerk ist, zeigt auch seine Anerkennung als immaterielles UNESO-Kulturerbe seit 2018.

Die Modeln haben wunderbar zeitlose Muster. Oft sind sie floral wie die Maiglöckchen, Kornblumen, Nelken- oder Ährenmuster, manchmal auch gegenständlich wie der „Paradiesvogel“ oder das Muschelmuster, aber auch abstrakte Formen wie Karos oder Punkte sind dabei. 

Die Kunstfertigkeit eines Blaudruckers zeigt sich unter anderem darin, wie gleichmäßig die oft sehr feinen Muster auf dem Stoff aufgebracht sind. Das ist eine Frage von Geduld und einer ruhigen Hand, aber noch mehr des über Jahre erworbenen Könnens und der perfekten Technik, beides beherrscht Heidi Folprecht-Pescheida.

Jana Hyner


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